Neue Flaggen braucht das Land

Pegida, AfD & Co. – sie alle tragen Verantwortung dafür, dass derzeit in unserem Lande zunehmend falsche Flaggen wehen: Die Reichskriegsflagge, die Kreuzflagge, selbst gestaltete Flaggen von „Besorgten Bürgern“. Allesamt stehen weder für Offenheit, noch für Vielfalt in Geist, Glaube, sexueller Orientierung und Herkunft.

Werte mit denen sich sicherlich auch die meisten Nutzer der bisherigen Regenbogenflagge unserer queeren Community gut indentifizieren können. Große Verwechselungsgefahr gab es dabei bisher nur zur PACE-Fahne. Doch wer genau hinschaut, erkennt beim Regenbogenbanner, der seinen Ursprung in der Lesben- und Schwulenbewegung hat, drei Unterschiede zur PACE-Fahne:

  • Die Regenbogenfahne hat nur sechs Farben
  • Die Farbtöne sind umgekehrt angeordnet
  • Die Regenbogenfahne der queeren Community trägt keinen Schriftzug

 

 

Die Regenbogenfahne entwarf 1978 der amerikanische Künstler Gilbert Baker. Sie sollte ursprünglich – nach Plänen des Künstlers – ein Symbol für lesbischen und schwulen Stolz darstellen, sowie gleichzeitig die Vielfalt dieser Lebensweise spiegeln.

Beim Begräbnis der in Schwulenkreisen sehr beliebten Schauspielerin Judy Garland im Jahre 1969 trugen einige Schwule bereits Regenbogenfahnen. Diese waren eine Anspielung auf eines ihrer bekanntesten Lieder Over the rainbow  aus dem Film Der Zauberer von Oz  (The Wizard of Oz), ein Lied über einen Ort, „an dem alles besser und gerechter ist“. Ob die Regenbogenfahne ursprünglich hier ihren Ursprang hatte, ist umstritten.

keyartIm November 1978 wurde Harvey Milk, ein offen schwul lebendes Mitglied des Stadtrates von San Francisco ermordet. Zu seinen Ehren und zum Zeichen der Solidarität, beschlossen die Organisatoren der Schwulenparade von 1979, Bakers Flagge bei dem Protest- und Trauermarsch als Symbol zu verwenden. 2014 etablierte die City of San Francisco an der Hauptkreuzung inmitten der Castro Street Regenbogenstreifen anstatt der üblichen Zebrastreifen als Fußgängerübergang.

Die ursprüngliche Version der Fahne bestand aus acht Farbstreifen. Für die Massenproduktion und den Verkauf seiner „Gay Flag“, wandte sich Gilbert Baker an die in San Francisco ansässige Paramount Flag Company. Da das von Baker selbst gefärbte grelle Pink („Hot Pink“) damals industriell nicht herstellbar war, musste sie auf sieben Streifen reduziert werden.

Als die Fahne im November 1979 am Protest- und Trauermarsch verwendet wurde, entfernte das Komitee den türkisfarbenen Streifen, um die Farben gleichmäßig entlang der Paraden-Route aufteilen zu können: drei Farben auf jeder Straßenseite. Gleichzeitig wurde statt Indigoblau Königsblau verwendet. Vereinzelt wurde in der Folgezeit ein schwarzer Streifen hinzugefügt, er soll an Aids erinnern.

Jetzt hat der Friedrichstadt Palast vor dem eigenen Haus eine neue Flagge gehisst: Die Colours of Respect weht seit dieser Woche vor dem größten Showpalast Europas. Mit acht Farben ausgestattet soll die Flagge zukünftig all jenen dienen, die sich gegenseitigem Respekt verpflichtet fühlen.

Entworfen hat diese der Hamburger Künstler Zhoi Hy. Und hierfür stehen die Farben:

Violett = Geist: Respektiert andere Sichtweisen und Erfahrungen, auch wenn sie Euren Sichtweisen und Erfahrungen widersprechen. Man muss Meinungen nicht teilen und nicht jede Diskussion muss im Konsens enden.

Magenta = sexuelle Orientierung: Respektiert alle legitimen sexuellen Orientierungen. Sexualität ist ein Spektrum und in der Natur ist Vielfalt der Normalfall. Unterschiedliche sexuelle Orientierungen sind also normal und natürlich.

Gelb = Herkunft: Respektiert alle Nationen, Ethnien und Hautfarben. Besser oder schlechter machen uns Erziehung, Umstände und Zufälle. Es gibt üble Menschen in allen Hautfarben, Schichten und Ländern. Und mehr gute.

Rot = Leben: Respektiert das Leben. Euer eigenes und das von Anderen. Ob Ihr hierüber pazifistisch denkt oder Verteidigung als legitim betrachtet, respektiert Eure Meinungsverschiedenheiten.

Grün = Natur: Respektiert die Natur als Basis allen Lebens. Respektiert die Begrenztheit der Ressourcen und dass andere Menschen auch Zugriff auf sie brauchen, um zu leben und zu überleben.

Königsblau = Glaube: Respektiert Menschen, die nicht religiös sind und die, die glauben. Glaubensauslegungen und Ideologien, die das Leben anderer Menschen einschränken oder gefährden, oder meinen, über geltendem Recht oder anderen Gruppen zu stehen, sind nicht zu tolerieren.

Türkis = Kunst: Respektiert die Freiheit und Verschiedenartigkeit der Kunst. Wehre Dich gegen jede Form des Eingriffs in die Kunstfreiheit, auch gegen die des vorauseilenden Gehorsams. Dir muss nicht jede Kunst gefallen, respektiere ihre Daseinsberechtigung.

Orange = Gesundheit: Respektiert Menschen mit und ohne Behinderungen. Versucht, Euch in die andere Seite hineinzuversetzen.

Jetzt hofft man beim Friedrichstadt Palast auch drauf, dass viele andere diese neue Flagge übernehmen werden. Wenngleich sich bekanntlich über Geschmack streiten lässt: Mir persönlich gefallen insbesondere die angedeuteten Farbverläufe. Denn anders als bei der bisherigen Regonbogenfarbe fließen somit die einzelnen Bedeutungen ineinander.

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Wäre das nicht auch ein schönes Zeichen für unsere Community – wenn am Ende die Vielfalt all derer die sich in unserer Flagge vereint fühlen – plötzlich auch unsere Gemeinschaft in der Gesellschaft stärkt? Denn was unseren „bunten Haufen“ unter der alten und neuen Regenbogenflagge einen sollte, ist Zusammenhalt.

Gerade in Zeiten in denen zunehmend mehr Menschen die falsche Flagge hissen.

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Übrigens: Alle Fans des Hauses müssen nicht mehr allzu lange warten – am 22. September startet die neue Show –

The One.

Bilder: Friedrichstadt-Palast Berlin/Pedro Becerra

 

Das blaue Sofa – die Lange Reihe

Weiß dein Arbeitgeber von der Infektion? Wie machst du das beim Sex?

Fragen über Fragen: Diesen sind HIV-positive Menschen stetig ausgesetzt, wenn der Status bekannt ist. Der Videoworkshop „Das blaue Sofa“ der Positive Begegnungen hat das mal umgedreht und geschaut wie HIV-negative Menschen reagieren, wenn man ihnen die gleichen Fragen stellt.

Spannend – seht selbst…

Stigma – zurück an Absender: Lillian über Vorurteile & Diskriminierung

lilianHIV-positive Menschen werden allzu oft stigmatisiert und diskriminiert. Lillian Petry kämpft gegen derartige Vorurteile – insbesondere, weil Menschen aus anderen Kulturkreisen und mit einer anderen Hautfarbe weiterer Stigmata ausgesetzt sind.

Sie wünscht sich, dass Menschen sich besser informieren statt andere zu stigmatisieren und diskriminieren.

Im Rahmen der Positiven Begegnungen in Hamburg sprach sie mit flosithiv.com

 

 

Deswegen möchte ich an dieser Stelle auch auf die

IMG_2969Kontaktstelle zu HIV-bedingter Diskriminierung
Kerstin Mörsch
Deutsche AIDS-Hilfe e.V.
Wilhelmstr. 138
10963 Berlin
Telefon: 030 690087-67 (Bürozeiten: Mo, Di und Fr, 9–15 Uhr)
E-Mail: gegendiskriminierung@dah.aidshilfe.de.

aufmerksam machen.

 

 

Spiel verloren. Herzen gewonnen.

Einfach göttlich, der Göttlich: Zwar hat es gerade beim Auswärtsspiel des FC St. Pauli in Dresden gaaaaanz knapp nicht gereicht (1:0), jedoch hat der Präsident und sein Verein bei den PoBe-Teilnehmer*innen ganz sicher viele Herzen gewonnen.

Wie toll schon seine Begrüßungsrede ankam, könnt ihr in meinem Blog vom ersten PoBe-Tag nachlesen:

HIV & Fußball: Zeit, dass sich was dreht

imageWie wichtig dem Verein das Thema ist, demonstrierte Oke Göttlich auch gestern: Zusammen mit seiner Familie nahm er auch bei der Demo „Stigma – zurück an Absender“ teil.

Ein großes Signal des Mannes, der sich auch für ein autofreies Hamburg  begeistern kann.

Und auch die Flyer und Broschüren verteilte der Präsident des FC St. Pauli gestern kräftig mit. Ganz herzlichen Dank an dieser Stelle – soviel Engagement hat mehr als nur einen „guten Eindruck“ hinterlassen.

 

Oke Göttlich war der Schirmherr dieser Positiven Begegnungen. Kurz vor der Demo nahm er sich auch noch die Zeit um für meinen Blog über seine Beweggründe des Engagements zu sprechen. Seht selbst:

 

PoBe 2016: Nur gemeinsam gehts voran

Es ist so einfach und doch so schwer: Sei ein Teil der Lösung – mit diesem Motto finden noch bis heute Nachmittag die Positiven Begegnungen in Hamburg statt. Auf der alle zwei Jahre durchgeführten Konferenz tagen, diskutieren und planen HIV-positive Menschen welche Prozesse notwendig sind wenn es um das große Thema HIV geht.

Redet nicht über uns, sondern mit uns: Menschen mit HIV wissen am besten was sie wollen und brauchen. Deswegen ist die PoBe eine großartige, sinnvolle und erhaltenswerte Veranstaltung .

Auch deswegen, weil unsere Community so großartig bunt und vielfältig ist, dass der Austausch in bestimmten zeitlichen Abständen die notwendige Grundlage einer gemeinsamen strategischen Arbeit liefert.

Einer Arbeit mit dem gemeinsamen Ziel: Die Ausgrenzung und Stigmatisierung von HIV-positiven Menschen zu beenden.

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Vielfältigkeit bedeutet jedoch auch unterschiedliche Sichtweisen auf Dinge und Themen zu haben. Das wurde mir in meinem gestrigen Themenstrang Drogen ganz deutlich. Zwar kämpfen Konsumenten von Cannabis und chemischen Drogen – wie beispielsweise Crystal Meth – grundsätzlich beide um Akzeptanz: die Herangehensweisen können dabei aber grundsätzlich verschieden sein. Dies ist kein Hindernis sondern eine Chance für alle.

Es geht bei all unseren Themen nicht darum, zu allem eine gemeinsame Lösung zu finden. Es geht darum als Community gemeinsame Werte – wie Zusammenhalt und Wertschätzung für andere Sichtweisen – nach außen zu tragen.

Stigma-Logo2Hierbei ist es besonders von Bedeutung, dass es uns gelingt auch über die Positiven Begegnungen hinaus unsere gemeinsamen Anliegen laut, mutig und entschlossen in die Welt zu tragen.

Wir sind ein bunter Haufen: Männer die Sex mit Männern haben (MSM), Drogengebraucher*innen, Trans*Menschen, Frauen, Kinder & Jugendliche, Menschen die sich für einen Schutz durch Therapie entscheiden, PrEP-Nutzer*innen, Menschen in Haft, Menschen aus anderen Kulturkreisen oder anderen Ländern und viele weitere mehr.

HIV ist zwar der kleinste gemeinsame Nenner, jedoch nicht Grund genug alle Bedarfe über einen Kamm zu scheren – wir müssen hinhören, verstehen, lernen wollen und wirkliches Interesse zeigen.

Hier treffen tolle, liebenswerte und engagierte Menschen in Hamburg aufeinander und einmal mehr wird mir klar:

Jeder von uns ist Teil der Lösung. Doch: Nur gemeinsam gehts voran. #PoBe2016

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