Das Beste kommt zum Schluss: 60 Sekunden Outtakes aus flosithiv.com

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Bye, bye 2016: Zugegeben, an „Dinner for one“ geht kein Weg vorbei.

Damit dieses mitunter viel zu ernste Jahr 2016 jetzt aber endgültig hinter uns gelassen werden kann, gibts auch von mir die besten Outtakes – auch aus noch unveröffentlichten Clips -aus dem vergangenen Jahr.

Was alles bei so nem Dreh schief gehen kann? Bitteschön:

Kommt alle in ein gutes, glückliches und vorallem gesundes neues Jahr und bewahrt euch die Liebe, den Blick auf kleine Dinge die euch glücklich machen und den Humor.

Bussi – euer Flo

P.S.: Ihr sucht nach nem guten Vorsatz für 2017? Wie wäre es diesem Blog zu folgen: Hierzu müsst ihr nur unten rechts auf FOLGEN klicken, eure E-Mailadresse eintragen und bitte kurz bestätigen in eurem E-Maileingang. Das wirklich Gute: Der Rest funktoniert dann von allein – praktisch, oder?! 😉

 

2017: Euer Wort in Gottes* Ohr

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Was war das für ein Jahr! 

Das ich hinter dem Wort Jahr ein Ausrufezeichen statt einem Fragezeichen gemacht habe ist hier mal ausnahmsweise kein Schreibfehler. Überall lese ich in diesen Tagen von einem schrecklichen, hoffentlich bald endenden, traurigen 2016.

Zugegeben, 2016 war – was das Ende großer Künstler angeht – ein trauriges Jahr. Viele meiner Idole sind in 2016 gestorben. Auch der Terror kam spürbar näher und macht betroffen. Wie alles, was nah und vor unseren Augen passiert. Explodieren Bomben in weiter Ferne, sterben Menschen an den Folgen von Aids auf anderen Kontinenten oder ertrinken Menschen auf dem Versuch ein neues Leben zu beginnen in einem Meer dann sind dies schreckliche Dinge einer kurzen Schlagzeile, aber glücklicherweise weit, weit weg. So funktionieren Menschen – die meisten zumindest. Was in unserem Umfeld passiert ist bedeutsam, andere Dinge blenden wir aus.

Nein, 2016 war kein durch und durch übles Jahr – es war eins wie jedes andere.

Nur gute Nachrichten will kaum jemand sehen – nicht im Fernsehen, nicht in der Zeitung, nicht im Radio. Wir sollten dabei nur nicht unseren Blick zu sehr lenken lassen auf das was Medien gern als bedeutsam vorselektiert uns zur Steigerung von Quote und Absatz auftischen.

Wir sollten lernen stets nach Hintergründen zu fragen, mehr als eine Tageszeitung zu durchforstern und auch nicht immer nur der Auswahl einer Redaktion zu vertrauen – denn da arbeiten Menschen: Wie du und ich.

Der Trost für alle, die dennoch glauben 2016 war ganz schrecklich – und damit sogar in einigen Dingen recht behalten: Der Wunsch vieler, dieses Jahr möge „hoffentlich bald enden“ wird funktionieren, da bin ich zuvesichtich.

Rutscht gut rüber ins neue 2017 mit viel Hoffnung, Freude und Lebenslust und vertraut auf eure eigenen Aussage: „Das kann nur besser werden.“

Euer Wort in Gottes* Ohr.

*Gottes Ohr = überliefertes Sprichwort, ohne Anspruch auf wissenschaftliche Belege das Gott tatsächlich Ohren besaß oder besitzt. Kann wahlweise durch anbetungswürdige Figuren anderer Religionen oder Namen von Familienangehörigen ersetzt werden.

Mein Wunsch für 2017: Wenn euch dieser Blog gefällt, dann klickt unten rechts auf „Folgen“, tragt euere E-Mailadresse ein (Bestätigung nicht vergessen im Posteingang) und ihr bekommt auch im kommenden Jahr ganz viel positHIVe Nachrichten von mir – versprochen! 😉

PositHIVe Weihnachten!

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Welche Farbe hat euer Weihnachtsbaum?
Nehmt ihr Lametta oder nicht?
Was gibts bei euch an Heiligabend zu Essen?

Das sind die drei häufigsten, heute in vielen sozialen Netzwerken gestellten Fragen. Und ich verspreche euch: Alle drei beantworte ich euch. Mein einziger Wunsch: Lest bis zum Ende.

Ja ist denn schon wieder Weihnachten? Tatsächlich, wir haben Heiligabend.

Doch zum ersten Mal kommt dieser Tag nicht vollkommen überraschend. Zum ersten Mal in meiner knapp 30jährigen Lebensgeschichte (die Vorsätze mit dem Lügen kommen erst zu Neujahr) hetze ich nicht noch am 24.12. von Geschäft zu Geschäft um das zu holen, was eigentlich eh keiner braucht – Geschenke.

Gründlich vorbereitet und mit einem Vorsatz für besseres Zeitmanagement bin ich in das nunmehr sich dem Ende zuneigenden Jahr gestartet. Ein Anti-Stress-Seminar in der für HIV-positive geschaffenen Bildungseinrichtung Waldschlösschen gab den Impuls.

Und so kaufte ich konsequent ab Ende August die ersten Lebkuchen, trank ab Oktober Glühwein statt Cola und genoß mit tausenden anderen zeitoptimierten Menschen die Eröffnung der Weihnachts- und Wintermärkte im November.

Wer sich so gründlich sechs Monate lang auf diesen Tag einstellt und vorbereitet, dem bleibt am heutigen Tag unendlich viel Zeit – beispielsweise um euch nochmals hier im Blog zu schreiben.

Ganz jung ist unsere gemeinsame Verbindung noch und dennoch ist die Zahl derer die diesen Blog seit seiner Gründung im Juli verfolgen enorm. Über 80.000 Menschen lasen allein während der Welt-Aids-Konferenz in Durban/Südafrika bei „flosithiv“ mit. Menschen die ich nicht kenne und die dennoch verstanden haben, wie wichtig es 2016 ist, die Bilder vom Leben mit dem HI-Virus mit neuem Leben zu erfüllen.

Dies war mein Antrieb zum Schreiben dieses Blogs: Ich wollte erreichen, dass möglichst viele Menschen ein zeitgemäßes Bild über das Leben mit HIV bekommen, über aktuelle Entwicklungen im Bereich der Forschung lesen können aber auch ein Verständnis dafür entwickeln, mit welchen großen Herausforderungen – wie der Diskriminierung und der Stigmatisierung – HIV-Positive aktuell zu kämpfen haben.

Ich hab ein positives, glückliches Leben – mit dem Virus. Seit dem Tag meines positiven Testergebnisses treffe ich auf engagierte, liebenswerte und großartige Menschen, die sich in diesem Bereich engagieren – ob haupt- oder ehrenamtlich.

Sie waren und sind Vorbild auch für meine Präventionsarbeit egal ob in Vorträgen, in Schulen, auf CSDs und Straßenfesten oder eben in diesem Blog und ich bin unendlich dankbar, weil diese Art von Engagement eine unglaublich wertvolle Erfüllung darstellt.

Liebe und Wertschätzung sollten unsere Gesellschaft prägen. Die Menschen, die ich euch in diesem Jahr hier auf flosithiv.com vorgestellt haben tragen diese Eigenschaften. Sie sind allesamt Teilchen eines großen Uhrwerks mit vielen kleinen Bestandteilen, welches HIV-Selbsthilfe heißt.

Es sind Menschen die andere auffangen, begleiten, manchmal auch anstupsen oder zurückhalten.

Und deswegen bedanke ich mich an dieser Stelle bei allen die 2016 mitgeholfen haben, das große Uhrwerk der HIV-Selbsthilfe am Laufen zu halten. Ohne euch wäre die Welt ein großes Stück ärmer. Wie arm, das durfte ich im August zur Welt-Aids-Konferenz in Durban/Südafrika erleben – einem Land in dem tausende Menschen sich nach wie vor an HIV infizieren, in dem ich auf den Straßen einer Generation von Aids-Waisen begegnet bin und in der mich im Supermarkt eine Einheimische fragte, ob die Welt denn Afrika vergessen hätte.

Keep the promise to africa – Haltet das Versprechen für Afrika mahnten tausende Kongressteilnehmer auf Welt-Aids-Konferenz in Durban. Es geht um den Zugang zu Medikamenten, der noch lange nicht allen Menschen auf dieser Erde möglich ist. Noch immer entscheidet der Geburtsort, Geld, Hautfarbe, Geschlecht oder Regierungen darüber, ob auf eine HIV-Infektion ein gut eingestelltes, inzwischen meist gut verträgliches Leben mit Medikamenten folgt oder irgendwann der Übergang in den Status Aids und in vielen Fällen ein viel zu früher Tod.

In der glücklichen Lage zu sein, dass mein Leben vollkommen ohne Kompikationen mit dem Virus verläuft ist ein unglaubliches Geschenk für das ich dankbar bin, zeitgleich aber auch der Auftrag mehr als bisher zu tun, damit wir das was wir im Sommer in Afrika als großen Vorsatz an die Welt sendeten auch erfüllen: Aids bis 2030 zu beenden.

Danke an alle, die mit mithelfen, dass diese große Herausforderung gelingt.

Euch allen ein friedliches und erfülltes Weihnachtsfest im Kreise der Menschen, die euch lieben.

Euer Flo
PS: Die Antworten auf die heute eingangs erwähnten häufigsten Fragen in sozialen Netzwerken lauten für meinen Heiligabend: rot, ohne und Raclette – aber mal ehrlich: Waren das die wirklich wichtigen Fragen?

Mein Weihnachten war gestern

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Ja, ich weiß – Blogs sollen und müssen um besonders erfolgreich zu sein thematisch sein, strukturiert, sich einem festen Thema verpflichtend. Mein Blog versucht dies mit der großen und spannenden Welt von HIV/Aids – großen Neuerungen in der Forschung und kleinen Geschichten über HIV-positive Menschen wie du und ich.

Heute jedoch bitte ich um Akzeptanz für eine Ausnahme: Eine Ausnahme die ich den beiden Schutzengeln widme – von denen mir an dieser Stelle vollkommen gleich ist, ob sie männlich, weiblich oder keines von beidem sind, ob sie eine schwule Identität haben oder als Trans-Engel glücklich sind, ob sie schwarze, rote oder weiße Haut haben und ob sie große oder kleine Flügel tragen.

Fakt ist: Mein Freund Tom und ich hatten gestern Abend zwei krass-coole Schutzengel*innen.

Wir wohnen in Berlin am Wittenbergplatz – nahe dem KaDeWe – und rund 400 Meter entfernt von dem Ort, an dem gestern ein Mensch versucht hat, die Leben vieler anderer auszulöschen und die Wertevorstellung einer ganzen Gesellschaft damit ins Wanken zu bekommen.

Nahezu jeden Abend sind Tom und ich in der Vorweihnachtsfeier auf genau jenem Markt vor unserer Haustür am Breitscheidplatz, den jetzt nahezu die ganze Welt kennt. Wir sind begeisterte Cineasten und gehen fast täglich ins Kino. In der Adventszeit fast nie ohne die in unseren Augen beste Feuerzangenbowle von ganz Berlin – auf dem Weihnachtsmarkt am Breitscheidplatz.

Genau das hatten wir auch gestern vor.

Gegen 19.30 Uhr schrieb ich Weihnachtskarten und Tom verkabelte unsere Stereoanlage neu. Und wenn Tom etwas macht, dann gründlich. Das kostet mich Hektiker zwar manchmal den letzten Nerv, rettete uns beiden aber gestern Abend das Leben.

Tom liebt Musik. Die Ausrichtung von Boxen ist eine Wissenschaft die ich nicht begreifen werde und die Tom perfekt beherrscht – genau diese Detailliebe dieses wunderbaren Menschen, diese rechte vordere Box mit deren Klang Tom gestern nach dem Umbau noch nicht zufrieden war, verzögerte unser Fortkommen.

Dies also ist ein Appell für die Geduld, die Liebe zum Detail, die Genauigkeit in einer Welt die sich scheinbar immer schneller dreht.

Es ist ein Appell an die leisen Töne – die  jedes Weihnachtsfest ummanteln sollten.

Manchmal ist die Genauigkeit, die Sorgfalt und die Liebe zum Detail der wirklich entscheidende Wert, an dem unsere Gesellschaft mehr festhalten sollte.

Unsere beider Schutzengel konnten gestern Schritt halten mit unserem Tempo – dank Tom. Unser Weihnachten war gestern und es war das Weihnachten mit dem größten Geschenk, dass wir beide jemals bekommen haben nach unserer gegenseitigen Liebe.

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Viele andere Menschen hatten dieses Glück gestern um 20.04 Uhr leider nicht. Im Getränkemarkt erzählte mir heute der Verkäufer, dass sein Freund es nicht geschafft habe. Und unsere Nachbarin konnte – wie wahrscheinlich viele – kaum schlafen letzte Nacht und zittert:

Sie ist vor dem Lastwagen davon gelaufen, der sie beim Besuch des Weihnachtsmarkts mit Arbeitskolleg*innen in überraschte.

 

Heute waren Tom und ich erneut am Breitscheidplatz, nichts steht mehr von der Bude mit der besten Feuerzangenbowle, eine gespenstische Stille liegt auf dem Platz unterhalb der Gedächtniskirche, die allein ja schon Mahnmal genug für Terror und Krieg darstellt.

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„Meinen Hass bekommen sie nicht“ sagte Tom heute beim Frühstück zu mir – ein Satz der nach dem beispiellosen Umgang eines Hinterbliebenen in Frankreich um die Welt ging. Und er hat recht: Wenn wir nun beginnen wieder pauschal über Menschen zu sprechen, die unseren Schutz bedürfen, wenn wir Herkunft und Religion mit Vorurteilen und Stigmatisierung begegnen, wenn Menschen die sich für Menschen einsetzen anfangen an ihrem Handlen zu zweifeln – dann ist der schreckliche Anschlag in Berlin ein voller Erfolg.

Diesen werden wir dem oder den Täter*innen nicht gönnen – nicht heute und nicht morgen. Nicht wenn nochmal etwas passiert oder noch zehn Mal. Wenn Hass diese Welt regiert, dann wird dies nicht unserer sein.

Und so bleibt an diesem vollkommen themaverfehlten – weil ohne HIV/Aids auskommenden – Blogartikel nur ein leiser, bescheidener Rat: Begnet dieser wunderbaren Welt mit Liebe, Akzeptanz und Mitgefühl – nicht nur an Weihnachten.

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Frauenpower: Angelika kämpft für das stärkere Geschlecht

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Hand aufs Herz: Denkst du beim Thema HIV/Aids zuerst an Männer oder Frauen?

Zugegeben, die Medien in den 80er Jahren des letzten Jahrhunderts hatten mit ihren ungenügend recherchierten Artikel und Betitelungen wie „Die Homosexuellen-Seuche“ (Der Spiegel) schnell dazu beigetragen, dass im Zusammenhang mit der Infektion zuerst an Männer gedacht wird.

Jedoch: Weltweit sind mehr Frauen mit dem HI-Virus infiziert als Männer.

Eine dieser Frauen ist die Münchenerin Angelika. Sie engagiert sich im Rahmen der PositHIVen Gesicher und ist deren Sprecherin zusammen mit Stephan. „Versteckt euch nicht“ mahnt Angelika unentwegt die an HIV-infizierten Frauen und kämpft stark und engagiert für deren Rechte.

Eine großartige Vertreterin des stärkeren Geschlechts – seht und hört selbst:

 

CB17: Es lebe die deutsch-österreichische Freundschaft

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Diesen Sonntag wählt Österreich. Zum zweiten Mal und nach einer vorausgegangen schier unerträglichen Wahlkampf zwischen den beiden Kandidaten. Am Ende wird einer gewinnen – zusammen geht hier leider nicht. Vielleicht ist das aber bei diesem unerträglichen Miteinander auch besser so.

Wie gutes Miteinander funktioniert, beweist indessen das Community Board des Deutsch-Österreichischen AIDS-Kongress (DÖAK) 2017. Die Interessenvertreter der Community bringen die Perspektiven und Themen von Menschen mit HIV und Aids in die Kongressplanung und Durchführung der Veranstaltung mit ein ein.

Das Community Board setzt sich dafür ein, dass die auf der Konferenz verhandelten Themen auch auf ihre Relevanz für das Leben mit HIV und Aids hin diskutiert werden. Es steht für eine Umsetzung des Genfer Prinzips ein, welches eine Einbeziehung von Menschen mit HIV und Aids – sowie die Berücksichtigung ihrer Perspektive auf das Thema HIV und Aids – gewährleisten soll.

Mit zwei Mitwirkenden habe ich über ihre Arbeit für das CB17 gesprochen – was diese Abkürzung bedeutet erklären euch Matthias und Christoph in diesem Video:

 

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Der 8. Deutsch-Österreichische AIDS-Kongress findet vom 14. bis 17. Juni 2015 in Salzburg statt. Mehr Infos zum CB17, ihrer Arbeit und Möglichkeiten wie ihr an der Veranstaltung teilnehmen könnt, findet ihr hier auf Facebook.

 

 

Ich freue mich, wenn ihr unten rechts auf dieser Seite auf „FOLGEN“ klickt und mit Eingabe euerer E-Mail diesem Blog folgt. Garantiert auch ein Freundschaftsdienst 😉

HIV ist, was du draus machst

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Genau vor drei Jahren hatte ich die große Ehre die Rede zum Welt-AIDS-Tag in der ehrwürdigen Paulskirche in Frankfurt/Main zu halten.

Drei gute Gründe sprechen dafür, dass ich Sie heute anlässlich des WAT nochmals veröffentliche:

  1. Sie spricht mir nach wie vor inhaltlich aus der Seele
  2. Unser gemeinsames Ziel ist noch nicht erreicht
  3. Auf Bildern von damals seh ich jünger aus als heute 😉

Liebe Freundinnen und Freunde,

die Zeiten ändern sich: der Weltaidstag bleibt.

1988 wurde dieser Tag zum ersten Mal von der WHO ins Leben gerufen. Rund um den Globus rufen seither am 1. Dezember verschiedenste Organisationen dazu auf, aktiv zu wer- den im Kampf gegen HIV, Solidarität zu zeigen mit Infizierten und all derer zu Gedenken die den Kampf gegen die Erkrankung verloren haben.

Seit 1988 hat sich jedoch vieles verändert. Hochwirksame Medikamente und ein breiter Therapieerfolg sorgen zumindest hierzulande dafür, dass sich das Gesicht von HIV gewandelt hat. Zumindest im medizinischen Bereich.

Ganz anders sieht es da jedoch beim breiten Wissen in der Bevölkerung, bei der Angst vor möglicher Infektionen beim Kontakt mit Positiven und bei so manchem Arbeitgeber aus. Noch zu tief sitzen in der Generation 40+ die Schreckensbilder der 80er-Jahre, zu viele negative Meldungen mit Wörtern wie „Seuche“, „Epidemie“ und „tödliche Ansteckungsgefahr“ wurden von meinen Journalistenkollegen hierfür verwendet. Berichte über wirksame Medikationen, über den neuen Schutz durch Therapie für diskordante Paare und eine Wende hin zu einer chronischen Erkrankung findet man auch im Rahmen der Berichterstattung rund um den 1. Dezember meiner Meinung nach oft viel zu wenig.

Ich selbst bin seit 8 Jahren positiv. Und mit mir wächst eine neue Generation von Positiven in Deutschland heran. Eine Generation die von Anfang an in den Genuss hochwirksamer Medikation kommt und für die auch HIV nicht mehr zwangsläufig mit den Schreckensbildern der Vergangenheit behaftet ist. Und schaut man sich die neuen Zahlen des Robert Koch Instituts an, stellen wir fest: 78000 Menschen leben inzwischen deutschlandweit mit dem Virus, davon rund 50.000 unter Therapie.

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HIV 2.0 könnte man diesen Fortschritt in der Medizin benennen. Und in der Tat: Es tut sich einiges bei diesem Thema. Das Bild der Erkrankung verändert sich.

Ein Bild das vielleicht gar nicht mehr in die Arbeit der klassischen Aids-Hilfe passt. Denn wer sich ein wenig mit den Therapieverläufen der letzten zehn Jahre in Deutschland beschäftigt, muss feststellen, dass selbst der Name Aids-Hilfe häufig nicht mehr zur heutigen Realität passt.

Ist das nicht eine großartige Entwicklung, sich ernsthaft darüber Gedanken machen zu kön nen, ob HIV-Hilfe nicht der passendere Begriff ist. Zeigt nicht allein diese Tatsache, dass wir in Deutschland dank sehr guter medizinischer Versorgung den ersten wichtigen Schritt erreicht haben: Den Ausbruch von Aids in den meisten Fällen zu verhindern und die HIV- Infektion zu einer chronischen Erkrankung zu machen, mit der es sich leben lässt.

Ich bin kein Freund vom Verweilen in der Vergangenheit. Ich bin deutschlandweit unterwegs um HIV-Prävention zu betreiben: In Schulen, auf Straßenfesten, auf CSDs: Und auch wenn es einige vielleicht nicht gerne hören: Aus vielen Gesprächen mit jungen Menschen an unseren Präventionsständen kann ich Ihnen sagen: Die Schreckensbilder die Aids noch vor einigen Jahren ausgelöst hat, existieren in den meisten Köpfen der heutigen Jugend nicht mehr.

Ob das schlimm ist werden Sie sich jetzt fragen? Ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass wir lernen müssen HIV 2.0 so zu handeln wie es ist. Insbesondere wenn wir aus aktuellen Stu- dien immer noch die massive Diskriminierung und Ausgrenzung von HIV-Positiven erfahren müssen. Wir müssen Tage wie diesen auch nutzen, neben der so wichtigen Erinnerung, der Trauer und dem Gedenken an unsere lieben Freunde, der Öffentlichkeit klar zu sagen: Passt auf, HIV hat sich verändert.

Es ist nicht mehr wie in der x-fachen Wiederholung des zweifelsohne guten Films „Philadelphia“. Wir sterben nicht mehr. Ansteckungswege und Risikofaktoren sind heutzutage klar erforscht. Und dann gibt es noch die neue Erkenntnis, die nur schwierig zu kommunizieren ist: Der Schutz durch Therapie ist wirksamer als durch ein Kondom, wenn wir andere STIs außen vor lassen.

Mein Auftrag als HIV-Positiver ist es, dieser Infektion ein neues, realistisches Bild zu geben. Ein Bild das zum Weltaidstag 2013 passt. Denn wenn wir gegen Stigmatisierung und Diskriminierung ankämpfen wollen und etwas in der Gesellschaft verändern wollen, müssen wir diesen wichtigen Tag auch hierfür nutzen.

Und dabei ist es meines Erachtens wichtig, wie ich selbst hierüber kommuniziere. Erst gestern habe ich eine Anfrage eines Magazins anlässlich des Weltaidstags erhalten, die gerne ein Interview mit einem Aidskranken führen wollten. Nach der Beantwortung des Fragekata- logs dachte ich so für mich, wie unspektakulär. Keine nennenswerte Nebenwirkungen, ein Freundeskreis der darüber Bescheid weiß, Eltern die inzwischen im Thema sind, keine Kur, keine Frührente, nichts.

Bin ich überhaupt noch der geeignete Interviewpartner für einen Weltaidstag? Und dann sehe ich mich in meinem Bekanntenkreis um, erlebe in vielen Fällen das gleiche Bild.

HIV 2.0 – und das Leben geht weiter – wäre das ein Zukunftstitel?

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Der aufräumt mit alten Klischees und der klar macht, dass in vielen Fällen heute HIV nicht mehr das prägende Thema in aufflammenden Beziehungen ist. Ich selbst empfinde die Entwicklung äußerst positiv. Es ist jedem selbst überlassen wie er mit seiner Infektion umgeht.

Die Entscheidung die ich selbst als HIV-Positive jedoch treffen möchte, ist die, wie ich – insbesondere an einem Welt-Aids-Tag – mit meiner Infektion umgehe und welches Bild ich hierüber in der Öffentlichkeit präsentieren möchte.

Ja, auch ich habe gute und enge Freunde an den verlorenen Kampf gegen Aids verloren. Und ja, es gibt nach wie vor zu viele Patienten die an den Folgen der Infektion trotz hochwirksamer Therapieansätze scheitern. Bei allem Gedenken an diese Tragik möchte ich den- noch, dass der Weltaidstag und ich als Botschafter dieses Tages der breiten Öffentlichkeit – die wir durch diesen Tag erreichen möchten – auch ein zeitgemäßes und realistisches Bild über die Infektion geben darf.

Und wenn Sie so wollen, dann stehe ich heute hier stellvertretend für all die Menschen in Deutschland die trotz ihres positiven HIV-Status ein normales, ein gesundes und erfülltes Leben führen: All diejenigen die die Frage „Wie geht es dir?“ Mit „bestens“ beantworten würden.

Klar gibt es immer wieder Hindernisse und Rückschläge. Ich erinnere mich an unangenehme Ereignisse, wie die Tatsache vor rund zwei Jahren mit der klaren Aussage dass ich HIV-Positiv sei, keinen Zahnarzttermin bei vier verschieden Praxen in meiner alten Heimat Augsburg bekommen zu haben. Alle vier habe ich veröffentlicht. Alle vier haben sich entschuldigt. Es ist an der Zeit das wir das Unwissen und die unbegründete Angst im Umgang nicht weiter hinnehmen. Es ist Zeit dass wir aufräumen mit „alten Bildern“ und falsch behafteten Klischees.

HIV ist, was du draus machst – fände ich einen tollen Slogan für den nächsten Weltaidstag.

Denn wer wenn nicht wir können einen entscheidenden Beitrag dazu leisten das Bild über HIV und damit auch die einhergehenden Diskriminierungen und Stigmatisierungen zu verändern.

Wenn Sie alle nun gleich zum Gedenkmarsch aufbrechen, lade ich Sie herzlich dazu ein, gleichermaßen aufzubrechen in ein neues HIV-Zeitalter. In denen wir Unwissenden nicht als erstes vom Tod und dem Leid der 80er, sondern von den Chancen und den neuen Möglichkeiten des Jahres 2013 erzählen. Erst wenn uns das in breiter Front gelingt, dürfen wir Veränderung in der Gesellschaft erwarten.

Hier in der ehrwürdigen Paulskirche in Frankfurt wurden schon einmal wichtige Veränderungen in Deutschland beschlossen. Sie alle die Sie heute Abend hier teilnehmen sind Botschafter, ja Multiplikatoren für HIV 2.0.

Lassen Sie uns gemeinsam voller Optimismus und Zuversicht und in dem Wissen darum, dass es noch viele Hindernisse zu überwinden gibt, an dem Ziel arbeiten das der Umgang mit HIV-Infizierten zur normalsten Sache der Welt wird. Und helfen Sie mit, dass auch der Weltaidstag nicht nur zu einem Tag der Trauer und des Gedenkens sondern auch zu einem Tag der Zuversicht und der Aufbruchsstimmung in einen neuen selbstbewussten und selbstverständlichen Umgang mit diesem Thema wird.

HIV ist, was du draus machst. In diesem Sinne Ihnen einen Guten Abend und vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.

Frankfurt am Main, den 1. Dezember 2013

Florian Winkler-Ohm
Journalist & Präventionist, Berlin

Welt-AIDS-Tag: Keine dummen Sprüche

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Am 1.12. ist Welt-AIDS-Tag. Einer der drei Botschafter ist Bjoern – schwul, engagiert und HIV-positiv. Björn hört immer mal wieder einen dummen Spruch zu seiner HIV-Infektion. Das fängt mit „Du bist ja schwul, du hättest es wissen müssen“ an und hört mit „Bei so einem ausschweifenden Sexleben ist das nicht verwunderlich!“ noch nicht auf.

Der 39-Jährige hält dann meistens mit sachlichen Argumenten dagegen. Er weiß, dass Vorurteile und die Angst vor HIV oft auf einem Bauchgefühl und fehlendem oder falschem Wissen beruhen. Dagegen helfen keine Pillen, sondern nur Informationen. 

Flo hat die Nacht vor dem Welt-AIDS-Tag genutzt um in einem Live-Chat mit Bjoern zu sprechen. Was Bjoern zu sagen hat, seht ihr hier:

 

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