
Claudia ist seit 39 Jahren heroinabhängig. Seit 26 Jahren ist sie in Substitutionsbehandlung, heute nimmt sie kein Heroin mehr.
Bereits im September 2016 veröffentlichte die Deutsche Aidshilfe (DAH) ein Video zu Claudias Leben mit Drogen. Viele der Kommentare daraufhin im Netz waren feindselig, beleidigend oder einfach nur von Unwissenheit geprägt. Im Auftrag der DAH habe ich nunmehr Claudia nochmals besucht. Im Gepäck: Zehn kritische Kommentare auf das alten Video.
Ich habe bei meinem Besuch Claudia unter anderem mit folgenden Kommentaren konfrontiert:
„Es gab schon immer eine natürliche Auslese.“
„Was das die Steuerzahler kostet.“
„Die sieht mega breit aus und spricht auch so.“
„Wer als Junkie Kinder zeugt, ist verantwortungslos.“
Wie wunderbar Claudia auf all die Kommentare reagiert, seht ihr im Video.
Vorweg: Claudias Leben und das aller Menschen mit Drogenerfahrung ist ebenso liebens- und schützenswert wie das jeder anderer Person – das beinhaltet auch den Schutz vor anonymen Hasskommentaren im Netz. Deswegen werde ich in meinem Blog keinerlei Kommentare dulden, die Menschen verletzen, beleidigen oder diskriminieren.
Claudia verdient meinen höchsten Respekt. Nicht nur für ihren gemeisterten Weg raus aus der Abhängigkeit, sondern vor allem für ihren Mut so offen über ihre Erfahrungen zu sprechen. Seht selbst:
Erklärt: Was genau ist Substitution:
Substitution bedeutet Ersatz oder Ersetzung. In der Behandlung Heroinabhängiger ist die Substitution von Heroin mit anderen Opioiden ein gängiges Suchthilfeangebot. Der häufigste Ersatzstoff ist Methadon, gelegentlich wird auch Codein als Substitut von Ärzten verschrieben. Methadon mindert die Entzugssymptome, ruft aber nicht die berauschenden Wirkungen des Heroins hervor, sprich: Der „Kick“ fehlt. Werden Ersatzstoffe über einen längeren Zeitraum gegeben, können auch sie abhängig machen. Dies soll durch eine schrittweise Verringerung der verabreichten Dosis verhindert werden.
Mit der Substitution sollen vor allem die Folgeerscheinungen der Abhängigkeit gemindert werden, um die Betroffenen gesundheitlich und sozial zu stabilisieren. Den Abhängigen wird damit zunächst eine „Überlebenshilfe“ gegeben. Denn Langzeitabhängige weisen meist einen schlechten körperlichen Zustand auf, sind sozial schlecht integriert und begehen Straftaten, um Geld für den hohen Drogenbedarf zu beschaffen. Oberstes langfristiges Ziel ist es aber, die völlige Drogenabstinenz zu erreichen. Die Substitution wird stets ergänzt durch eine psycho-soziale Betreuung, die den Abhängigen bei der Wiedereingliederung in die „normale“ Lebens- und Arbeitswelt unterstützt.
Nicht jeder Heroinabhängige, der aufhören will, wird zur Substitution zugelassen. Die Heroinabhängigkeit muss länger als zwei Jahre bestehen, und vorherige abstinenzorientierte Therapieversuche müssen gescheitert sein. Generell wird abgewogen, ob der Abhängige bereit ist, sich auf die Behandlung einzulassen. Es besteht kein Recht auf Methadon, und die Substitution darf auch nicht zwangsverordnet werden.
Grundsätzlich sind zwei Substitutionsformen zu unterscheiden: befristete und unbefristete. Befristete Substitution wird auf 6 oder 12 Monate gewährt. Bei Zustimmung der Krankenkasse kann sie aber auch verlängert werden. Bei schweren körperlichen Erkrankungen wie HIV-Infektion, Krebs und Hepatitis B und C kann Methadon dauerhaft verabreicht werden.
Quelle:drugcom.de