Richtig tolle Neuigkeiten vermeldet heute die dpa und die Pharmazeutische Zeitung: Bereits am kommenden Donnerstag soll nunmehr nach jahrelangem Einsatz von Drogen- und Suchthilfe das Projekt „Drug-Checking“ in Berlin starten.
Drug-Checking bedeutet, dass eine offizielle Stelle etwa Pillen vom Schwarzmarkt chemisch analysiert. Es geht laut Gesundheitsverwaltung darum, möglichst genaue und umfassende Informationen über die Inhaltsstoffe und deren Dosierungen zu erhalten und die Ergebnisse publik zu machen.
Für das Projekt stehen 30.000 in diesem und 120.000 Euro im kommenden Jahr bereit. Den Zuschlag haben laut Angaben Organisationen der Berliner Drogen- und Suchthilfe erhalten. Zunächst sollen diese ein Gutachten zur rechtlichen Machbarkeit des Angebots einholen. Wegen der Rechtslage inDeutschland benötigt Berlin für das Testangebot laut Angaben eine Ausnahmegenehmigung des Bundesinstituts für Arzneimittel- und Medizinprodukte (BfArM). Selbst im Fall eines Erfolges ist völlig offen, wann und wie in Berlin tatsächlich Drogen getestet werden könnten.
Im Berliner Koalitionsvertrag kündigte Rot-Rot-Grün an, Maßnahmen zur «Verminderung der Begleitrisiken von Drogenkonsum» stärken zu wollen – Drug Checking wurde dabei als ein Baustein genannt. Solche Risiken können neben der Gesundheitsschädigung durch Wirkstoffe wie etwa Cannabis,Kokain und Ecstasy auch Verunreinigungen, das Strecken der Stoffe oder eine zu hohe Konzentration sein.
Befürworter versprechen sich vom Drug Checking neben öffentlichen Warnungen zum Beispiel vor gefährlichen Pillen auch einen besseren Zugang zu Konsumenten, um sie über Risiken aufklären zu können. Manche hoffen zudem, dass die Hersteller wegen der Kontrollen stärker auf sichere Produkte achten.
Experten analysieren beim Drug Checking kleine Proben des jeweiligen Rauschgifts per HPLC. Dabei geht es um den Anteil des Hauptwirkstoffs und die beigemischten weiteren Inhaltsstoffe. Dazu werden meist eine Tablette oder Teile davon oder 30 bis 50 Milligramm eines Pulvers benötigt, was in etwa einer Messerspitze entspricht.
In manchen Ländern gibt es seit Jahren solche Angebote. In der Schweiz bietet beispielsweise das Drogeninformationszentrum (DIZ) der Stadt Zürich zweimal in der Woche Termine an, an denen Drogen zur Analyse abgegeben werden können. Das Ergebnis kann man später erfragen. Warnungen werden auch im Internet veröffentlicht. Mehrmals pro Jahr gibt es zudem ein sogenanntes mobiles Drug Checking an verschiedenen Stellen in der Stadt. Diese Analyse dauert etwa eine halbe Stunde.
In einer der zahlreichen online veröffentlichten Warnungen heißt es etwa: «Diese XTC-Tabletten enthalten 227.6 mg bzw. 207.7 mg MDMA. Bei solch hohen Dosen können unter anderem folgende Nebenwirkungen auftreten: «Kiefer mahlen», Augen- und Nervenzucken, Kopfschmerzen, Übelkeit, Krampfanfälle, Halluzinationen.» Oder: «Der durchschnittliche Wirkstoffgehalt der im DIZ getesteten Kokainproben betrug im dritten Quartal 2018 76,2 Prozent Kokain*HCl (Hydrochlorid). Der Wirkstoffgehalt der analysierten Proben variierte stark und lag zwischen 2,3 und 98 ProzentKokain*HCl.»
Quelle: dpa / Pharmazeutische Zeitung