- Der zweite Mensch weltweit ist nach einer Stammzellen-Transplantation von HIV geheilt.
- Ob die Heilung von Dauer ist, steht dennoch nicht fest
- Es handelt sich um einen außergewöhnlichen Einzelfall
Erst im letzten Jahr durfte ich im Rahmen der Welt-Aids-Konferenz Timothy Ray Brown persönlich kennenlernen. Er war vor mehr als zehn Jahren in der Berliner Charité von HIV befreit worden und ist unter dem Namen „Berliner Patient“ weltweit bekannt geworden.

Jetzt gelang es zum zweiten Mal Ärzt_innen in London das HI-Virus aus dem Körper eines Mannes nach einer Stammzellentranplantation zu entfernen. Der Patient erhielt die Behandlung in Folge einer Krebserkrankung. Drei Jahre nach der Stammzelltransplantation können die Forscher_innen im Blut des Patienten immer noch keine Virsupartikel nachweisen – eine Sensation.
Somit wäre der „Londoner Patient“ der zweite Mensch weltweit bei dem es gelungen ist, das HI-Virus dauerhaft aus dem Körper zu entfernen – die Person gilt in diesem Fall als von HIV „geheilt“.
Dürfen rund 37 Millionen Infizierte weltweit nun große Hoffnung hegen?
Eher nicht, meinen die Fachleute – denn in beiden Fällen waren besondere Umstände gegeben, die auf nahezu keine der Millionen HIV-Patient_innen zutreffen.
Ein besonderer Patient
Bereits 2003 wurde der Londoner Patient mit HIV diagnostiziert, im Dezember 2012 erkrankte er an Lymphdrüsenkrebs, einem Hodgkin-Lymphom. Die behandelnden Ärzte gaben ihm verschiedene Chemotherapien, die nicht recht anschlugen. Das einzige, was Hilfe versprach: eine Knochenmarktransplantation, mit der das Immunsystem des Patienten ausgetauscht werden sollte. Damit sollten auch die Krebszellen des Patienten, die aus Immunzellen entstanden waren, verschwinden. Weil eine Transplantation mit eigenen Stammzellen – die Option, die Medizinerinnen und Mediziner wegen der geringeren Nebenwirkungen bevorzugen – nicht möglich war, suchten die Ärzte in einem Knochenmarkregister nach einem Spender oder einer Spenderin.
Auf der Liste entdeckten sie eine Person, die ihre Hoffnungen hochgeschraubt haben dürfte. Der potenzielle Spender passte nicht nur genetisch recht gut zum Londoner Patienten, sondern hat auch auch noch von Natur aus eine Besonderheit in seinen Genen: Viele HIV-Stämme können ihm nichts anhaben. Eine Mutation des CCR5-Gens, das für ein Oberflächenprotein auf Immunzellen des Körpers kodiert, macht ihn resistent gegen viele HI-Viren. Das CCR5-Gen braucht das Virus (neben einem anderen Rezeptor), um in die Zellen des Immunsystems hineinzuschlüpfen. Wer wie der Spender und mit ihm nur rund ein Prozent aller Europäer zudem beide Varianten des CCR5-Gens hat, dessen Immunzellen tragen das Protein nicht auf ihrer Oberfläche. HIV hat deswegen keine Chance, die Zellen zu infizieren, es kommt schlicht nicht in sie hinein. Selbst wenn das Virus noch im Körper steckt, so die Hypothese, kann es keinen Schaden mehr anrichten. Quelle: Zeit
Somit bleibt die Hoffnung trotz der aktuellen Euphorie der Medien über diese Heilung für die HIV-Community erstmal gedämpft. Zum Thema „Kommt die HIV-Heilung?“ habe ich auch mit dem Medizinreferenten der Deutschen AIDS-Hilfe Armin Schafberger ein Video-Interview geführt.

Du findest das Interview hier: