Die langweiligste CROI aller Zeiten

Zwei wichtige Termine sollten in keinem HIV-Aktivistenkalender fehlen: Zum einen die alle zwei Jahre stattfindende Welt-AIDS-Konferenz, welche in diesem Jahr Station in Amsterdam macht und von der ich – wie bereits in Südarfrika – wieder umfangreich bloggen werden. Zum anderen gibt es da noch die sehr medizinische Retroviruskonferenz (Conference on Retroviruses and Opportunistic Infections) – kurz CROI – welche vom 04.03.-07.03.2018 in Boston stattfand und die neuesten Entwicklungen in der HIV- und HCV-Therapie diskutierte. Die CROI ist aus medizinischer Sicht die wichtigste Konferenz in diesen Themenfeldern.

Da sich auf der CROI in Boston nahezu ausschließlich Fachbesucher_innen tummelten müssen die Ergebnisse danach mitunter etwas aufbereitet und in verständliche Sprache übersetzt werden. Jemand, dem dies auf hervorragendeweise gelingt ist Siegfried Schwarze – Biologe und Herausgeber des Projekt Informationen.

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Die Projekt Informationen erscheinen zweimonatlich und bieten ein breites Informationsspektrum über alle aktuellen Themen rund um HIV. Eine engagierte Gruppe von Menschen – mit und ohne HIV – ist für die Redaktion zuständig. Und ja, ab und an lässt mich Siegi auch mal einen Artikel beisteuern.

Im Interview mit Siegi sprach ich unter anderem darüber,

  • warum HIV-Positive länger leben als Menschen ohne HIV
  • warum im Bereich Hepatis C kaum Neuigkeiten zu erwarten sind
  • was die Affen in der Forschung machen, wenn sich nicht für VW arbeiten
  • wie Implantate die Zukunft der HIV-Therapie verändern

Für alle, die in kurz zusammengefasster Form wissen möchten, welche Neuigkeiten auf der CROI vorgestellt und debattiert wurden – hier ist das Update von Siegi:

Wenn ihr zukünftig auch die Projekt Informationen erhalten wollt, empfehle ich euch die Seite projektinfo.de – dort könnt ihr den Verein von Siegi und seine wertvolle Arbeit auch durch eine Mitgliedschaft unterstützen oder online spenden.

medr2018_logoSiegi teilte sein Wissen erst kürzlich im Rahmen der Medizinischen Rundreise – einer tollen Veranstaltungsreiche der Berliner AIDS-Hilfe, auf die ich euch sehr gern aufmerksam machen möchte. Viele pannende Themen stehen dort in 2018 noch auf dem Programm und die Teilnahme an den Infoveranstaltungen ist stets kostenfrei.

Hier findet ihr eine Übersicht aller Termin: Medizinische Rundreise 2018

Und wie immer freue ich mich, wenn ihr meinem Blog folgt (unten rechts auf FOLGEN klicken) in den Kommentaren mitdiskutiert oder diesen Beitrag in euren sozialen Netzwerken teilt. Ganz lieben Dank dafür.

Mein erster KUS vom Ministerium

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Peinlich. Rechtschreibfehler in der Überschrift? Abwarten!

Es gibt sie – die Abkürzungen die echt Sinn machen, weil der eigentliche Name so lang ist, dass ihn sowieso keiner verwendet: HIV zum Beispiel steht für „Human Immuno Deficiency Virus“, auf deutsch „Humanes (oder auch menschliches) Immundefekt Virus“.

Auch BMG macht echt Sinn – denn mal ehrlich: Bundesministerium für Gesundheit rutscht nicht wirklich so schwungvoll über die Lippen. Gestern war ich genau dort, im BMG, zusammen mit zwei weiteren Vertreter_innen der HIV-Community nahm ich an der (ACHTUNG – jetzt wirds lang) 1. Sitzung des Koordinierungsgremiums zur Umsetzung der Strategie zur Eindämmung von HIV, Hepatitis B und C und anderen sexuell übertragbaren Infektion teil.

Ich gestehe: Ich bin ein Wort-Fetischischt – sowas gibts zwar nicht, aber wahrscheinlich auch keinen der das neugeschaffene Gremium ohne Fehler aussprechen kann. Daher einigen wir uns für meinen Blog auf die freundliche Abkürzung KUS – Koordinierungsgremium zur Umsetzung der Strategie. Wenn du vergessen hast welche, dann kannst du ja oben nachlesen 😉

Mit Spannung haben viele auf diesen Termin gewarten. Denn KUS folgt auf NAB.
Der Nationale AIDS-Beirat (NAB), der im Jahr 1987 als Beratungsgremium von der Bundesregierung eingesetzt wurde, beendete am 21. November 2016 seine Tätigkeit.

Insgesamt 48 Voten hat der Nationale AIDS-Beirat im Laufe der Jahre erarbeitet. Schwerpunktthemen waren dabei HIV-Testung, HIV-bedingte Stigmatisierung und Diskriminierung sowie Versorgung und Prävention.

Nach Presseerklärungen war dann im letzten Jahr bekannt: „Im Rahmen der Strategie zur Eindämmung von HIV, Hepatitis B und C und anderen sexuell übertragbaren Infektionen -„BIS 2030 – Bedarfsorientiert, Integriert, Sektorübergreifend“ – möchte das BMG im nächsten Jahr ein Gremium einsetzen, das die Umsetzung der neuen Strategie begleitet.“ Voilà – die Zukunft ist jetzt.

Gestern saß ich also zum ersten Mal in diesem neuen Gremium zusammen – ganz ehrlich eine gute und lobenswerte Sache – denn wenn Community-Vertreter auf Augenhöhe mit den Spitzenvertretern des Gesundheitssystems diskutieren und sich austauschen können ist die Grundlage für das geschaffen, was wir immer wieder in der Selbsthilfe fordern: Nothing about us, without us. Frei übersetzt: Nicht über uns reden, sondern mit uns.l

Hat schonmal geklappt – und soll zukünftig zweimal pro Jahr stattfinden. Es geht um sektorübergreifende Vernetzung – soll heißen: Nationale, regionale und lokale Organisationen, staatliche und nicht-staatliche sitzen gemeinsam an einem runden Tisch um gemeinsam über eine Sache zu sprechen: Die nachhaltige Eindämmung von HIV, Hepatits B und C, Syphilis, Gonorrhoe, Chlamydien, HPV und andere sexuelle und durch Blut übertragbare Infektionen. Ihr ahnt es schon: Der letzte Satz ist nicht von mir – so rund klingts nur beim BMG.

Fünf Handlungsfelder sieht das BMG dabei als Grundlage der Arbeit: gesellschaftliche Akzeptanz, Wissensgrundlage, integrierte Angebote, sektorübergreifende Vernetzung und sich hieraus ergebende bedarfsgerechte Angebote – insbesondere für folgende Bereiche:

  • Allgemeinbevölkerung
  • Mädchen/junge Frauen
  • Jugendliche
  • Männer, die Sex mit Männer haben
  • Injizierend Drogengebrauchende
  • Migrant_innen
  • Trans*-Menschen
  • Mutter-Kind
  • Justizvollzugsanstalten (Haftinsassen und Bedienstete)

Besonders bei den Bereichen Hafte, Trans*, Jungen/junge Männer und männliche Sexarbeiter sieht man beim BMG noch besonderen Bedarf an der Erweiterung der Wissensgrundlage.

Und so soll das neue Gremium zukünftig sich austauschen, beraten, unteinander vernetzen aber auch durch Ansätze und Maßnahmen bereichern und am Monitoring beteiligt sein.

Wie genau? In welchem Umfang? Mit welchen Befugnissen? Mit welcher Verantwortung?

Ganz ehrlich, das ist im BMG auch nicht anders, als in jeder guten Serie – die findet dann ihr Ende wenn man gerade an einem spannenden Höhepunkt angelangt ist. Gut gemacht jedenfalls für die Pilotserie – denn es bleibt spannend.

Also alles wie beim ersten Kuss, da freut man sich auf noch intesiver, tiefer, länger, und bleibt dennoch erstmal noch grün hinter den Ohren.

Kuss, KUS.

Ganz ohne Abkürzung sondern auf direktem Weg – rechts unten auf FOLGEN klicken und zukünftig keinen neuen Blogartikel von mir mehr verpassen.

Foto: Siegfried Schwarze – mit besten Empfehlungen für projektinfo.de